Münchner Zentrum für antike Welten
RSS Facebook-Page

Eine Übersetzung dieser Seite steht leider nicht zur Verfügung.

Dr. Marek Verčík

Forschungsprojekt:

Síderos.
Studie zum Technologietransfer in der griechischen Welt des 1. Jahrtausends v. Chr.



Eisen gehört zu den wichtigsten Metallen. Seine Entdeckung hat die Entwicklung der menschlichen Geschichte entscheidend beeinflusst, sodass sogar eine Zeitepoche nach ihm benannt wurde – die Eisenzeit. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. durchdrang Eisen nahezu alle Lebensbereiche antiker Gesellschaften, sei es als Werkstoff oder Zahlungsmittel. Nach der Vorherrschaft der Bronze im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden nun andere Rohstoff- und Technologieabhängigkeiten und dadurch bedingt neue Netzwerke. Sie sind Schlüssel, nicht nur für das Verständnis der damaligen Wirtschaftssysteme, sondern auch für jede Bewertung der kulturellen Wechselwirkung in der antiken Welt. Letztlich werden so bereits ökonomische Prozesse gespiegelt, die bis in die Moderne ihre Wirkung behalten haben.
Daher überrascht es, dass der Erforschung antiker griechischer Eisentechnologie im fachlichen Diskurs bislang nur eine „Nebenrolle“ zuerkannt wurde. Im Gegensatz zu Objekten aus Bronze oder Edelmetall steht die Auswertung des Eisenmaterials – ganz zu schweigen von Untersuchungen zu Produktion, Technologie oder Anbindung an überregionale Netzwerke – immer noch aus. Und das obwohl in der Forschung die Rolle der klassischen Zivilisationen bei der Vermittlung der Metallurgie nach Europa als entscheidend beschrieben wurde!
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Projektes, den Transfer von Eisentechnologie am Beispiel der Chora von Milet zu rekonstruieren. In einem Zeitraum vom 8. – 4. Jh. v. Chr. soll in Form interdisziplinärer Pilotstudie die Rohstoff- und Technologieabhängigkeit der Region in ihrer Wechselwirkung mit den jeweiligen naturräumlichen, gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Verhältnissen analysiert werden. Das Territorium der ionischen Polis gestattet hierbei nicht nur eine adäquate, durch langjährige Forschung hervorgebrachte Materialbasis, sondern bildet auch einen übergeordneten, kulturhistorisch relevanten Wirtschaftsraum im Verhältnis zu Stadt, Heiligtum und Hafen ab.