Münchner Zentrum für antike Welten
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Alte Geschichte

Der 'Rand der Welt'

Förderungsbeginn: April 2017

In meiner Arbeit untersuche ich die Vorstellung der Griechen vom ‚Rand der Welt‘ von der archaischen bis in die spätklassische Zeit (etwa 8. bis 4. Jhdt. v. Chr.). Für uns Menschen des 21. Jahrhunderts mag die Vorstellung eines ‚Randes der Welt‘ durchaus seltsam erscheinen. Für die alten Griechen jedoch existierten solche Ränder und Randregionen tatsächlich. Denn irgendwo endete die bekannte Welt und begann ein Raum, der kaum bekannt oder völlig unbekannt war. So stellte man sich z. B. vor, dass die Welt wie eine Insel von einem unüberwindlichen Strom, dem sog. Okeanos, umflossen wurde. Die weit entfernten und unbekannten Winkel der Welt waren Schauplatz heroischer Abenteuer und Tummelplatz mythisch-phantastischer Völker und Fabelwesen. Allerdings wird diese mythologische Welt in der Vorstellung der Griechen auch von Elementen der geographischen Wirklichkeit überlagert. Welche Elemente die Vorstellungen von den ‚Rändern‘ prägten, wie diese quasi als ‚dritter Raum‘ zwischen bloßer Imagination und Wirklichkeit stehen und wie sich diese Vorstellungen im Laufe der Zeit wandelten, ist Thema meiner Arbeit. Dabei sollen sowohl Texte als auch Bilder als Quellen herangezogen werden. Hierzu zählen mythologische Texte wie z. B. die Odyssee und die Werke der sog. Geschichtsschreiber mit Herodot als ihrem berühmtesten Vertreter, die sich mit historischen, ethnographischen und geographischen Themen auseinandersetzen. Nicht zuletzt sollen auch die sog. Fahrtenberichte von Reisenden, die sich bis an den Rand der bekannten Welt vorwagten, einbezogen werden, so z. B. der Bericht des Pytheas von Massilia, der eine Reise in den fernen Nordwesten zu den britischen Inseln unternahm. Letztere sind leider meist nicht als eigenständige Werke erhalten, sondern werden von anderen Autoren erwähnt oder zitiert. Was die Bilder angeht, so sind vor allem Darstellungen von Mythen, die sich am ‚Rand der Welt‘ abspielen, insbesondere auf Vasen oder Reliefs, sehr zahlreich. Aber auch andere Motive begegnen uns hier: Darstellungen von Fabelwesen wie z. B. Greifen und fremder Völker wie der Skythen. Einige der Motive und Themen kennen wir auch aus den Texten, die den ‚Rand der Welt‘ behandeln, sodass sich ein komplexes Gesamtbild ergibt, das die Vorstellungen der Griechen vom ‚Rand der Welt‘ als Ganzes widerspiegelt.