Münchner Zentrum für antike Welten
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Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Die Rolle(n) ritueller Praktiken in der zyprischen Bronzezeit. Untersuchungen zu ritualdynamischen Prozessen innerhalb von prä- und protohistorischen Fundkontexten

Förderungszeitraum: November 2014 - Oktober 2017
 
Die Archäologie Zyperns wurde nie vollständig einer der archäologischen Teildisziplinen zugeordnet, dies hat die Bewertung von Fund und Befundsituation maßgeblich beeinflusst. Selten sind die verwendeten Quellen und Methoden kompatibel und die Forschungsergebnisse häufig sogar widersprüchlich, ein ständiger Abgleich der jeweiligen Interpretationen wird auch in der aktuellen Forschung sehr vermisst.
Als charakteristisches Beispiel hierfür dient die Trennung in „sakrale" und „profane" Ebenen der materiellen Kultur. Diese Form von in Retrospektive erschaffener Kategorisierungen sehe ich als großes Problem an und möchte anhand von Überlegungen auf Basis der Akteur-Netzwerk-Theorie für Zypern prüfen, wie sich „rituelle“ Elemente und die „profane" Lebenswelt auf einer Vielzahl kultureller Ebenen gegenseitig beeinflussen und wohl untrennbar ineinander verwoben sind.
Um diese Verbindungen herauszuarbeiten, müssen ausgewählte Materialgruppen m.E. diachron bewertet werden. Erfolgsversprechend sind beispielsweise Geschirrsätze, die mit Opfer oder „Feasting" in Verbindung stehen. Im Zusammenhang mit Bestattungssitten und Hortniederlegungen ist die Nachweisbarkeit öffentlicher Festivitäten aufgrund der Befundlage sehr wahrscheinlich, im Fokus stehen daher insbesondere für Sonderfunktionen hergestellte Objekte, wie Komposit- oder „Ritualgefäße", Rhyta und Libationsarme.
Ein wichtiges Bindeglied zwischen so genannten „sakralen" Elementen und weltlicher Darstellungsweise ist die Kleinplastik. Die Bewertung anthropomorpher Figurinen ist als gutes Beispiel für den Einflussreichtum einzelner Objektgruppen auf die archäologische Forschung heranzuziehen, zudem könnten Stier- und Wilddarstellungen mit Jagd oder Opfer in Verbindung stehen. Dabei wird auch die Wahl des Materials, insbesondere von Kupfer/Bronze, zu bewerten sein, das für Zypern einen wichtigen Aspekt darstellt.
Der angestrebte diachrone Vergleich wird durch die Auflösung der engen Kategorisierung notwendig. Da daraus die Abkehr von strengen Epocheneinteilungen resultiert, soll die bearbeitete Zeitstellung die gesamte prähistorische Epoche Zyperns mit Beginn einer kontinuierlichen Besiedlung darstellen und erst mit dem Ende der späten Bronzezeit abschließen.