Münchner Zentrum für antike Welten
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Ägyptologie

„Ein erprobtes Rezept…“: Untersuchungen zur Verwendung von hieratischer und demotischer Schrift in den magischen Papyri der spätrömischen Zeit

Förderungsbeginn: April 2015
 
Aus dem 3. Jhd. n. Chr. stammen vier Papyri aus Theben, die mit verschiedenen Zaubersprüchen beschrieben sind, darunter finden sich Offenbarungszauber, Liebeszauber und Schadzauber. Inhaltlich entsprechen die Sprüche nicht rein ägyptischer Tradition, sondern sind stark von griechischen und jüdischen Einflüssen geprägt. Das Besondere an diesen magischen Papyri ist die Verwendung von zwei ägyptischen Schriftsystemen nebeneinander in denselben Manuskripten, nämlich das Hieratische, eine ägyptische Kursivschrift aus dem 3. Jtd. v. Chr., und das Demotische, eine ägyptische Kursivschrift und Sprachstufe, die um 650 v. Chr. entstanden ist.
Das Promotionsvorhaben hat zum Ziel die gleichzeitige Verwendung dieser beiden Schriftsysteme in einem Text zu untersuchen. Einige der Sprüche stammen von verschiedenen Vorlagen, die in hieratischer Schrift und in einer älteren Sprachstufe als das Demotische verfasst waren. Sie wurden gesammelt und teilweise in verschiedenen Redaktionsschritten in das moderne Schriftsystem und die moderne Sprache Demotisch übertragen. Dabei geschah es nicht selten, dass die Schrift innerhalb eines Satzes einmal oder mehrmals wechselte. Über später hinzugefügte oder überarbeitete Passagen gibt die verwendete Sprachstufe Auskunft, die, ebenso wie die Schrift, sogar innerhalb eines Satzes variieren kann. Neben der sprachlichen Analyse steht die Frage der Vorlagen im Fokus der Untersuchung. So können z. B. einige Sprüche auf ähnliche, jahrhundertealte Ritualtexte, etwa dem sog. Choiak-Ritual, zurückgeführt werden. Der antike Bearbeiter war sich, was aus Anmerkungen zu einigen Sprüchen hervorgeht, durchaus der Wirksamkeit und dem Alter der Texte bewusst, auf die er für seine Zwecke zurückgriff. Dies ist auch vor dem Hintergrund des multikulturellen Umfeld Ägyptens im 3. Jhd. n. Chr. interessant, da die Verwendung von ägyptischer Schrift im 4. Jhd. rapide abnimmt. Umso erstaunlicher ist der Rückbezug auf alte Texte, Schrift, Sprache und Traditionen zu einem so späten Zeitpunkt.