Spätantike und Byzantinistische Kunstgeschichte
Erzählweisen frühchristlicher Bilder: Genese und Entwicklung der Martyriumsdarstellung im Wechselspiel von Bild und Text
Der Vergleich zum literarischen Narrativ soll das Potenzial bzw. die Defizienzen des Mediums Bild aufzeigen. In den frühen Märtyrerakten zeichnet sich eine klare „Umcodierung“ antiker Ideale und Wertevorstellungen ab, die entscheidend zur Ausformulierung einer christlichen Identität beitrug . Dabei ist es der Märtyrerliteratur möglich, das Leiden des Heiligen indirekt ohne konkrete Beschreibung seines Körpers, nur durch die Schilderung der Publikumsreaktion zu veranschaulichen . Im Bild steht diese Option der mehrfachen Perspektivierung nicht zur Verfügung. Es mussten alternative, visuelle Strategien bis hin zum Entstehen narrativer Zyklen entwickelt werden, die im weiteren Verlauf des Forschungsprojektes aufgezeigt werden sollen. Um Entwicklungsstränge besser nachvollziehen zu können, soll ein zeitlicher Bogen von der Spätantike bis in das frühe Mittelalter gespannt werden. Ausgehend von stadtrömischen Beispielen sollen aber auch solche der byzantinischen Tradition Berücksichtigung finden, um so aus einzelnen Fallstudien ein diachrones und regional differenzierendes Gesamtbild herausarbeiten zu können.