Münchner Zentrum für antike Welten
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Alte Geschichte

Nomoi. Gesetze in den hellenistischen Poleis

Förderungsbeginn: April 2018

Das Alltagsleben der Menschen war seit jeher durch gesellschaftliche Regeln geprägt. Bekannte archaische bzw. frühklassische Inschriften aus Dreros und Gortyn zeugen von einer beginnenden Verschriftlichung gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Im Athen der klassischen Zeit zitierten Redner zahlreiche Gesetze, die nomoi (Sing. nomos) genannt wurden, welche das öffentliche und private Leben durchdrangen. Daneben sind aus dem 4. Jh. v. Chr. in Athen einige Inschriften überliefert, die sich selbst im Text als nomos bezeichnen. Diese nomoi/Gesetze waren oft an den Orten, an denen Amtsträger oder Bürger sie zur Anwendung bringen sollten, als Stele in Stein aufgestellt. In hellenistischer Zeit sind proportional weniger Gesetze in inschriftlicher Form überliefert. Diesen stehen aber viele Erwähnungen in anderen Inschriften wie Ehrungen, Verträgen und Königsbriefen gegenüber, sodass Gesetze (nomoi) sehr wohl in großer Zahl existierten.
Im Rahmen des Dissertationsprojekts soll die Verwendung des Begriffs nomos sowie die Bedeutung der nomoi für die hellenistischen Poleis untersucht werden. Dabei werden neben den Texten selbst auch ihr Kontext wie etwa die Aufstellung der Stelen und die Ablage im Archiv miteinbezogen. Die wenigen inschriftlich überlieferten hellenistischen Gesetze wurden bereits einzeln untersucht, aber niemals systematisch zusammengetragen und gemeinsam analysiert sowie mit den zahlreichen Erwähnungen in anderen Inschriften verbunden.
Den griechischen Gesetzen wurde häufig eine geringe Neigung zur Normensetzung zugesprochen, da in den Gesetzen zu wenig Tatbestände definiert würden und zu viele Verfahren die Gesetze überfrachtet hätten. Diese Verfahren sind es allerdings, die den Bürgern in der demokratischen Polis die Gleichbehandlung vor Gericht und den gleichen Zugang zu Rechtsmitteln ermöglichten. Somit erlaubt die Analyse des Aufbaus und Inhalts der Gesetze Rückschlüsse auf die demokratische Verfasstheit der hellenistischen Poleis.