Münchner Zentrum für antike Welten
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Klassische Archäologie

Sinnbilder politischer Autorität? Frühsasanidische Städtebilder im Südwesten Irans

Förderungszeitraum: November 2015 - Oktober 2018
 

Meine archäologische Dissertation beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie politische Autorität in Städten und ihrem Hinterland im Südwesten Irans von den frühen sasanidischen Herrschern (224 – 338 n.d.Z.) geschaffen und reproduziert wurde. Als Fallbeispiele für den frühsasanidischen Städtebau im Südwesten Irans dienen die Städte Gūr, Bīšāpūr und Dārābgerd, die im Rahmen des Dissertationsprojekts systematisch miteinander verglichen und auf gemeinsame Strukturen hin untersucht wurden.Die Analyse der Städte stützt sich auf Daten, die aus den traditionellen quantitativen Mitteln der archäologischen Feldforschung gewonnen wurden, vorrangig in Form von publizierten Altgrabungen aus den 1930er bis -70er Jahren und rezenten Stadtsurveys. Diese werden durch neue und bisher nicht publizierte Grabungsergebnisse ergänzt, die ich während eines Forschungsaufenthaltes in Iran dokumentierte.
Die Analyse des Datenmaterials führte zu einer Reihe von Ergebnissen, die auf mehreren Ebenen zu einer grundlegenden Neuinterpretation des frühsasanidischen Städtebaus beitragen können. Hierzu zählen revidierte Datierungen von einzelnen Baustrukturen, wie bspw. der Stadtmauer in Dārābgerd, sowie die funktionelle Umdeutung von Gebäuden, die eine zentrale Rolle im jeweiligen Stadtbild einnahmen und als Orte eines möglichen Herrschaftskultes in Frage kommen. Hierzu zählen u. a. der sog. Tempel der Anāhīd oder die Šāpūr-Höhle in Bīšāpūr. Des Weiteren deuten meine Analysen darauf hin, dass die Feuertempel in Gūr und Bīšāpūr möglicherweise als Orte der königlichen – nicht wie bisher angenommen religiösen – Feuer zu interpretieren sind. Auf makroskopischer Ebene ermöglichte der systematische Stadtvergleich Schlussfolgerungen bezüglich sasanidischer Stadtplanung. Beispielsweise findet sich trotz profunder Unterschiede bezüglich der äußeren Gestaltung in den geografischen Zentren aller drei untersuchten frühsasanidischen Städte ein architektonischer Stellvertreter für den physisch meist abwesenden König.
Hinsichtlich der Frage, inwiefern diese Städte als Sinnbilder politischer Identität dienten, zeigte sich, dass sowohl Umland als auch die Architektur einzelner Gebäude im Inneren der Städte planvoll für eine göttliche Legitimation der neuen Dynastie und somit als frühe Manifestation eines territorialen Herrschaftsanspruchs herangezogen wurden.