Münchner Zentrum für antike Welten
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Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Ritualinventare in Heiligtümern der späten Bronze- bis frühen Eisenzeit in Griechenland

Förderungsbeginn: April 2016
 
Das Ende der Bronzezeit und die ersten Jahrhunderte der Eisenzeit gehören aufgrund der schwierigen Quellenlage zu den am wenigsten erforschten der griechischen (Vor-)Geschichte. Die Arbeit beschäftigt sich mit der sozialen Rolle der Heiligtümer während und unmittelbar vor dieser Übergangsphase unter zwei Gesichtspunkten.
Zum einen soll über eine quantitative Analyse herausgearbeitet werden, ob und wann sakrale Bereiche genutzt wurden, um Statussymbole und Prestigegüter in ihnen zur Schau zu stellen, d.h. soziale Fragestellungen und Probleme zu verhandeln. Dabei spielt der Aspekt der Zugänglichkeit eine wichtige Rolle – gab es Heiligtümer, zu denen nur bestimmte soziale Schichten Zugang hatten? Wen erreicht eine Darstellung von Status im Heiligtum, bzw. wird sie in bestimmten Zeiten oder Regionen einer Darstellung im Grab vorgezogen und wenn ja, warum?
Zum anderen soll untersucht werden, inwiefern der Umgang mit der Vergangenheit die Gründung eines Heiligtums beeinflusst. Dies spielt in den größeren Komplex des starken Kulturwandels am Ende der Bronzezeit hinein, der mit dem Zusammenbruch des mykenischen Palastsystems begann. Dieser führte u.a. zu stärkerer Regionalisierung, einer Verflachung sozialer Hierarchien und einem weitgehenden Zusammenbruch der Handelsbeziehungen in den östlichen Mittelmeerraum. Auch die bronzezeitlichen Heiligtümer wurden in dieser Zeit nach und nach aufgegeben, wohingegen einige der aus historischen Epochen bekannten Heiligtümer in den anschließenden Jahrhunderten neu gegründet werden. Diese Neugründungen erfolgen oft an oder nahe bei bronzezeitlichen Ruinen, was die Frage aufwirft, welche Bedeutung der Vergangenheit in diesem Kontext beigemessen wird. Handelt es sich um Versuche, an eine evtl. mythisch verklärte Vergangenheit anzuknüpfen, z. B. um eine Legitimation des Kultes zu erreichen? Welche Rolle spielen (oft aus späteren Zeiten überlieferte) Gründungsmythen in diesem Zusammenhang? Welche anderen Faktoren spielen in diesen Gründungsprozess mit hinein und wie sind sie zu gewichten? Und umgekehrt: Wie werden bronzezeitliche Heiligtümer nach ihrer Aufgabe behandelt? Besteht möglicherweise weiterhin ein Gefühl für die Sakralität dieser Orte? Gibt es Unterschiede im Umgang mit diesen ehemaligen Heiligtümern, je nachdem ob sie eher durch die (wohl gestürzte) Elite der mykenischen Zeit frequentiert wurden oder nicht?